Kraftmüsli...
Für jemanden, der sich auch nur ein kleines bisschen für das Wingsurfen interessiert, ist die Wahrscheinlichkeit, noch nie einen Ensis Wing gesehen zu haben, relativ gering. Dafür setzt Wing-Pro Balz Müller mithilfe des Ensis die Gesetze der Schwerkraft in allen sozialen Medien zu krass außer Kraft. Wer hofft, das läge nur am Material, den müssen wir enttäuschen. Üben, üben und wieder üben, dann klappt es vielleicht mit den verrückten Moves. Aber keine Angst, auch einfaches Freeriden macht mit dem Kraftbolzen aus den Bergen richtig Spaß.
- Endgeschwindigkeit
- Springen
- Angleiten
- recht eng anliegende Griffe
- relativ große Spannweite
An Land
Die Eidgenossen haben bei der zweiten Generation des Ensis bewusst auf ein Fenster verzichtet. Einerseits um Gewicht zu sparen und andererseits um Dehnung im Wing zu reduzieren. Dehnen ist eh nicht im Aufwärmprogramm eines echten Naturburschen vorgesehen: Strut und Leading Edge sind bis in die Tips mit größeren Durchmessern versehen und geben dem Ganzen eine ordentlich stramme, sehr direkte Abstimmung. Auch die Verstärkungen des Wings machen einen robusten Eindruck. Damit man am Strand nicht unnötige Zeit mit Aufpumpen oder Luftablassen verliert, hat das Max-Flow-Ventil einen großen Ein- und Auslass zu bieten. Ein passender Aufsatz für die Pumpe wird wie beim Airush mitgeliefert. Die Griffe sind lang gesteckt, so kann man, ohne umgreifen zu müssen, wie beim Cabrinha die Griffposition wechseln, dafür liegen sie allerdings recht nah an der Strut. Mit Handwerkerpranken oder mit Handschuhen greift man so auch schon mal an den engen Öffnungen vorbei. Im Laufe der Zeit weiten sich die Griffe immerhin ein klein wenig, wodurch das Zugreifen etwas intuitiver wird. 7 bis 8 psi Luftdruck auf dem Schlauch und ein bis zur Trailing Edge gut vorgespanntes Canopy mit tieferem Profil lassen ein kleines Kraftpaket vermuten. Die Outline ist eher gestreckt, was gerade im Dümpeln dazu führt, dass kleinere Fahrer den Wing aktiv hoch halten sollten, um nicht mit den Tips ins Wasser zu kommen.
Auf dem Wasser
Von wegen Schweizer Gemütlichkeit! Sobald Wind in den Ensis kommt, stabilisiert er sich, baut Druck auf und will loslegen. Dabei liegt er satt und ruhig in den Händen. Das hilft schon beim Dümpeln, da man so immer einen gewissen Halt hat. Auch beim Start im unteren Windbereich hat das Vorteile; der Wing schwebt ruhig über einem, ohne abzusinken. Meistens reichen dann ein, zwei Pumpbewegungen aus, um aufs Foil zu kommen. Das sehr effiziente Profil ist zwar eher flach geschnitten, hat den Druckpunkt jedoch vergleichsweise weit vorne. Das unterstützt die Aufwärtsbewegung beim Start und lässt den Schweizer zudem flink und geschmeidig gegen den Wind kreuzen. Einziger kleiner Nachteil: Auch wenn er bis in den oberen Windbereich gut ausbalanciert bleibt, völlig ohne Druck auf den Händen ist man nie unterwegs. Das hilft wiederum, wenn man wie Vorturner Balz Müller genug Schmalz in den Armen hat und den Vortrieb für fette Power-Moves im zweiten Stock zu nutzen weiß. Für den normalen Einsatz beim Halsen hilft es insoweit, dass man mit ordentlich Speed auch im Flachwasser in die Kurve fliegen kann. Beim Wenden braucht er dafür etwas mehr Schmackes, um nach vorne gezogen zu werden. Gleiches gilt beim Wellenabreiten: Er fliegt ruhig und stabilisiert sich gut, man hat aber immer ein wenig Druck auf der ebenfalls etwas größer gehaltenen Schlaufe vorne an der Leading Edge. Dass Schweizer mit Höhenluft gut klarkommen, zeigt der Ensis in seiner Paradedisziplin Springen. Durch den stetigen Lift im Wing, den Zug nach vorne und den harten Rahmen ist er perfekt, um den Luftraum zu erobern – obwohl es für die meisten wie eingangs erwähnt nicht gleich in die schwindelerregenden Höhen geht, die Herr Müller bevorzugt. Auch bei der Endgeschwindigkeit und beim Durchgleiten ist der Ensis immer vorne im Testfeld, wobei wir natürlich berücksichtigt haben, dass wir hier einen 4.5er testen.
Für Wen
Für alle, die gerne immer mit etwas Druck im Wing unterwegs sind, bietet der Eidgenosse jede Menge Leistung in den unterschiedlichsten Disziplinen. Für uns ist er trotz Balz-Action eher ein schneller Freerider, der auf allen Kursen ordentlich Vortrieb liefert, als ein reiner Freestyle-/Wave-Wing. Kleine und leichte Winger können deshalb eher eine Nummer kleiner wählen, wenn ihr Fokus mehr auf Handling und Speed ausgelegt ist als auf möglichst frühes Angleiten.
Testnoten
Specs & Facts
Wing: Ensis
Testgröße: 4.5 qm
Weitere Größen: 2.5, 3.5, 5.2, 6.0 qm
Preis: 859 Euro
Wing Span*: 3,42 m
Strut*: 1,93 m
Gewicht*: 2,7 kg
Griffe: LE: 1, Strut: 3 (vorne und hinten lang)
Fenster: nein
Lieferumfang: Reparatur-Set, Leash
Leash: ja, Stoff-Leash mit Gummiseele und
Einhandklettverschluss
Kammersystem: eine Luftkammer mit Max-Flow-Ventil
*Messwerte der Redaktion
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