Sternstunde?
Kann North seine Erfahrung aus dem Kitesport auf den Boden oder besser gesagt an die Griffschlaufen bringen? Mit ein paar ausgefallenen Design-Features, die man allerdings erst auf den zweiten Blick erkennt, wollen die Neuseeländer auch auf dem Wing-Markt ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Leider hatten wir zum Test nur einen 5.0er zur Verfügung. Sobald die ersten 4.0er in Deutschland eintreffen, werden wir auch diese Größe testen und das Ergebnis online stellen, damit man es besser mit den anderen Wings hier im Test vergleichen kann.
- Angleiten
- sehr ausgewogen
- fehlerverzeihend
- Fensterposition nicht optimal
An Land
Auffällig voluminös mit ordentlichem Durchmesser versehen sind Strut und Leading Edge. Dazu läuft die Strut ähnlich wie beim Duotone Unit nicht völlig gerade, sondern in einer leichten S-Kurve. Im hinteren Drittel des Canopy ist dieses ohne Zwischentuch direkt an der Strut angenäht. Das S soll zum einen den Frame des Wings unter Windlast stabiler machen und zum anderen für eine ergonomische Fahrposition sorgen. Für Steifigkeit steht auch die großvolumige Verbindung von Strut und Leading Edge mit dem passenden Namen XLT Joint, die innen zusätzlich mit Kevlar verstärkt wurde. Das mitteltiefe Profil hat seinen tiefsten Punkt im vorderen Bereich. Auch die Tips kommen im Vergleich zum Rest des Testfelds eher XL daher. Ähnlich vom Durchmesser sind da am ehesten noch der Ensis und der Flysurfer. Die Spannung im Canopy ist im vorderen Bereich bis in die Tips sehr hoch, lässt dann zur Trailing Edge hin relativ stark nach. Großflächige Duralite-Verstärkungen an den Tips schützen an Land vor Scheuerstellen. Die vier Griffe, zwei vorne und zwei hinten, sind etwas weiter designt und mit weichem Schaum ummantelt. Unser Test-Wing war noch aus der Vorserie, die Serien-Wings bekommen zusätzlich zwei Y-Handles spendiert, sind aber ansonsten identisch mit unserem Modell.
Auf dem Wasser
Obwohl er an Land nicht zu den Leichtesten gehört, lässt sich der North gut starten und löst sich schnell vom Wasser. Er stabilisiert sich gut von selbst und die Schlaufen lassen sich einfach greifen. Beim Anpumpen schwingt der gesamte Wing leicht mit und generiert so zusätzlich noch ein paar PS, die einen, wenn die Kondition ausreicht, verblüffend früh aufs Foil heben. In Gleitfahrt beschleunigt der Wing zügig auf gute Endgeschwindigkeit. Die Mischung aus hartem Gerüst im Mittelteil der Leading Edge, weicheren Tips und weicher Abstimmung der Trailing Edge sorgt insgesamt für einen sehr ruhigen Flug. Der Wing federt härtere Böen wie ein gut abgestimmtes Fahrwerk ab, ehe er sie an den Piloten weitergibt. Am Wind ist er gut unterwegs, wenn auch der Winkel nicht ganz so spitz ausfällt wie der von F-One, SIC und Ensis. Obwohl der Nova beim Anpumpen flext, hält er im oberen Windbereich lange den Druckpunkt an Ort und Stelle, ohne dass man groß korrigieren müsste. In Halsen zieht er einen mit hohem Speed in die Kurve und fliegt dann ruhig über einen, sodass man sicher und entspannt umgreifen kann. Ohne Gezappel lässt er sich auch bei der Wende über den Kopf ziehen und beschleunigt einen wieder gut aus dem Manöver heraus. Die vier Griffe sind sinnvoll positioniert. Den vorderen Griff der beiden hinteren haben wir zum entspannten Höhelaufen genutzt, den hinteren, wenn wir mehr Speed oder Kontrolle benötigten. Selbst mit Handschuhen sind die Griffe immer gut zu greifen. Da wir heute Glück mit der Tide in St. Peter-Ording haben, laufen ein paar nette Wellen über die Sandbänke. Auch hier glänzt der Nova durch ruhiges Flugverhalten und fliegt locker am vorderen Handle geführt hinter dem Piloten her. Dass er auch ordentlichen Pop für Sprünge mitbekommen hat, zeigt uns Gasttester Malte Siedler später bei Ebbe, als er wie ein Sandfloh im Flachwasser zwischen den Sandbänken herumhüpft. Unausgewogen erscheint uns beim North jedoch die Position der Fenster. Sie sind zu weit von der Strut entfernt, sodass man nur schwer einen Blick nach Lee erhaschen kann, der wirklich Sinn macht. Meistens sieht man nur die Wasseroberfläche oder den Himmel durch die beiden Sichtluken.
Für Wen
Ganz ähnlich wie beim Gaastra und Airush wäre die Frage beim Nova eigentlich besser gestellt: für wen nicht? Mit rundum ausgewogenen Fahreigenschaften und sehr guter Verarbeitung ist der Nova wohl nicht der einzige hell leuchtende Stern am Wing-Himmel, aber sicher einer, den man gerne aufgehen sieht und der Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen anspricht.
Testnoten
Specs & Facts
Wing: North Nova
Testgröße: 5.0 qm
Weitere Größen: 2.9, 3.5, 4.2, 6.0 qm
Preis: 979 Euro
Wing Span*: 3,33 m
Strut*: 2,03 m
Gewicht*: 2,70 kg
Griffe: LE: 1, Strut: 2 vorne, 2 hinten
Fenster: ja
Lieferumfang: Reparatur-Set, Leash
Leash: ja, Gurtmaterial mit Gummiseele und
Einhandverschluss
Kammersystem: eine Luftkammer, Bajonettventil mit zwei Luftschläuchen
*Messwerte der Redaktion
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